Verkin ist um die siebzig, Türkin und Armenierin, Kosmopolitin,
Unternehmerin, Politikerin. David ist Mitte vierzig, ein Schriftsteller
aus Berlin, aufgewachsen am Rhein. Die beiden spazieren durch
Istanbul, reisen quer durch Anatolien, an die lykische Küste, zum
Vansee nahe der iranischen Grenze. Verkin erzählt von ihrer Kind-
heit am Bosporus, von ihren Großmüttern, die 1915 den Genozid
überlebten. Vom Vater, der den größten Elektrokonzern der Türkei
aufbaute. Von Schweizer Internatsjahren, Paris 1968 und lukrativen
DDR-Geschäften im geteilten Berlin. Von berühmten New Yorker
Künstlerkreisen in den siebziger Jahren, von ihren Ehemännern,
darunter ein Deutscher. Von einem Unfall, der sie auf eine zehn
Jahre dauernde Odyssee schickte. Von ihrem Kampf für die arme-
nische Sache und ihrer politischen Arbeit in der AKP. Von einem
Land, von einem Leben voller Widersprüche.
David Wagner, 1971 geboren, debütierte mit dem Roman
«Meine nachtblaue Hose». Es folgten der Erzählungsband
«Was alles fehlt», das Prosabuch «Spricht das Kind», die
Essaysammlungen «Welche Farbe hat Berlin» und «Mauer
Park», die Kindheitserinnerungen «Drüben und drüben»
(mit Jochen Schmidt), der Roman «Vier Äpfel», der auf der
Longlist des Deutschen Buchpreises stand, und «Ein Zim-
mer im Hotel». 2013 wurde ihm für sein Buch «Leben» der
Preis der Leipziger Buchmesse verliehen, 2014 erhielt er
den Kranichsteiner Literaturpreis und war erster «Friedrich-
Dürrenmatt-Gastprofessor für Weltliteratur» an der Universi-
tät Bern. «Der vergessliche Riese» brachte ihm 2019 den
Bayerischen Buchpreis und eine Platzierung auf der Short-
list für den Wilhelm Raabe-Literaturpreis ein. Seine Bücher
wurden in viele Sprachen übersetzt. Er lebt in Berlin.