Zugegeben, das Buch ist nicht neu. Aber vielleicht geht es Ihnen ähnlich: sobald eine/r Ihrer LieblingschriftstellerInnen gestorben ist, meldet sich das Interesse an den bisher ungelesenen Büchern. Und bei “4 3 2 1” gibt es einen natürlichen Grund, warum man die Lektüre bisher geschoben hat: das Buch hat beachtliche und respekteinflößende 1.250 Seiten.
Aber ab und zu hat man ja das Glück eines längeren Urlaubs und wagt sich auch an die Langstrecke. So geschehen in meinem diesjährigen Urlaub. Und wahrlich: es hat sich gelohnt. Denn die ungewöhnliche Idee Austers in diesem Buch ist eine philosophische Frage: wie hätte sich mein Leben anders entwickelt, wenn ich an dieser oder jener Kreuzung meines Lebens eine andere Abzweigung genommen hätte.
Und so dreht sich das Buch um die vier möglichen Leben des Archibald “Archie” Ferguson, der im Newark der 50er Jahre aufwächst. Wir lesen in verschiedenen großen Passagen jeweils die vier möglichen Entwicklungen eines Lebens in Kindheit, früher und späterer Jugend, sowie der vier Leben als Twen. Und natürlich geht es um die großen Themen Liebe, Kampf, Entwicklung und Tod - und um zwei große amerikanische Fehler: das Eingreifen in zwei Kriege (Korea und Vietnam), die das Leben Einzelner aber vor allem der Bürger fundamental beeinflusste. Große Literatur!